Goethes Erben

Am Ende von »Blau« wurde eine weiße Eiswüste ohne jegliches Gefühl hinterlassen; mit dieser kalten, farblosen Welt beginnt das Märchen »Schach ist nicht das Leben«.
Am Anfang gibt es eine Welt in Schwarz und Weiß, gänzlich ohne Gefühle, ohne Farben; es gibt kein Auf, kein Nieder, es gibt nichts, was das Leben noch lebenswert macht – es ist alles Stagnation.Goethes ErbenDer Protagonist – letztlich wieder ein Rebell, der sich dagegen auflehnt – begibt sich gelangweilt auf die Suche nach Farben und entdeckt im Laufe dieser Suche die Gefühle, die verloren gegangen sind. Er zieht aus, um das wieder zu entdecken, was bereits in unserer Seele vorhanden ist. Gefühle können sehr schön in Farben dargestellt werden und so steht jedes Stück für eine eigene Farbe und ein eigenes Gefühl.

Einen Wendepunkt für Oswald Henke bzw. »Goethes Erben« stellte das Musiktheaterstück »Konditon:Macht«, welches 1998 in der Urania in Berlin uraufgeführt wurde, dar. Es gab Stücke, die kein Keyboard benötigten und Songs, die keiner Stimme bedurften, stattdessen gab es neben Oswald Henke als Hauptrolle eine zweite Schauspielerin und mehrere Tänzerinnen.

»Kondition: Macht!« ist eine Zeitreise, in der der Zuschauer zum reisenden Beobachter einer noch nicht existierenden Zukunft wird. In einer fernen Welt, irgendwann und irgendwo, hat die Maschine zur Sicherheit des Menschen die Macht über diese übernommen. In dieser Welt versucht der Rebell der Allmacht der Maschinen zu entfliehen, wobei er mit verschiedensten Formen der Macht in Berührung kommt. Der Zuschauer erkennt, alles ist Macht. Sie kann manipulieren und beeinflussen - aber auch ordnen und führen.

Das Werk ist gespickt mit unterschiedlichen Glaubensbekenntnissen, die sowohl unterschwellig als auch provokativ vorkommen und den Besucher dazu animieren, eigene, oft unreflektierte Ansichten zu hinterfragen. Die menschliche Fantasie siegt anfänglich über die kalte Logik der Maschine, letztlich scheitert der Mensch jedoch an seiner Eifersucht und seinem Egoismus. Wie auch bei »Schach ist nicht das Leben« ist die Musik sehr ausgefeilt, vielfältig sowie melodieorientiert.