Leseproben

Narbengarten

Augenscheinlich bin ich narbenfrei
Doch tief in mir
Wuchert Gedankenfleisch
Belastet meinen Verstand
Tötet fast jedes Gefühl
Ich bin ein Narbenkind das überlebt hat
Dem niemand glaubt

In der Dunkelheit fühle ich mich wohl
Meine Schmerzen sieht man nicht
Keiner sieht sie – Keiner kann sie sehen
Ich habe alle ausgesperrt
Kann mit der Zukunft nur noch flüstern
Sonst läuft sie vor mir davon
Ich bin allein und stehe in einem Minenfeld

Wir lügen und wir lieben nicht
Im Narbengarten tanze ich
Wir sehen und wir fühlen nicht
Wir Narbenkinder brauchen Licht
Wir lügen und wir lieben nicht
Im Narbengarten tanze ich
Wir sehen und wir fühlen nicht
Wir Narbenkinder brauchen Licht

Es ist schwer an das Gute zu glauben
Wenn man über all die Schöpfungsirrtümer stolpert
Besser wir packen sie in einen Sack
Und schicken sie als Reklamation zurück an Gott
Oder wie auch immer das Gute heißen mag.
Nicht alles was gut ist ist gut
Kann gut sein
Und doch glaube ich an das Gute …
Bin ich wahnsinnig weil ich hoffe?

Wir lügen und wir lieben nicht
Im Narbengarten tanze ich
Wir sehen und wir fühlen nicht
Wir Narbenkinder brauchen Licht
Narbengarten Wir lügen und wir lieben nicht
Im Narbengarten tanze ich
Wir sehen und wir fühlen nicht
Wir Narbenkinder brauchen Licht

Nimm Platz auf meinem Rücken
Ich breite meine Arme aus
verwandle mich für Dich
Mit Adlerschwingen
hebe ich Dich empor
fliege … und trage Dich weit weg
weg vom Narbengarten
weg von all dem Schmerz
Wir lassen ihn zurück
Deinen und meinen Schmerz
Wir fliegen davon
Ich fühle wie die Leere hinter uns schreit
Nur nicht zurückblicken
Bleib bei mir Narbenkind
Ich will Deine Tränen
Auf meiner Haut spüren
Will wissen dass du lebst
Dass Du leben willst
So wie ich
Lass uns einfach leben
Und uns als Menschen lieben
Lass uns Blumenblüten streuen
Über die graue Welt unter uns
Einen Tulpenblütenblätterregenbogen formen
Lass die Narben Narben sein
Und beginn mit mir zu leben
Überleben ist uns zu wenig

Wir hören und wir lieben dich
Der Narbengarten bleibt zurück
Wir sehen und wir fühlen dich
Wir Narbenkinder stehn im Licht
Wir hören und wir lieben dich
Der Narbengarten bleibt zurück
Wir sehen und wir fühlen dich
Wir Narbenkinder stehn im Licht

 

Aus »Ich habe mir die Liebe abgewöhnt und bin doch weiter süchtig«
erschienen im Culex – Verlag.