Henke Digital

Henke Digital 9.0 - Das Negativmitteilungsbedürfnis

16.05.2011 22:32 von Oswald Henke

Sehr beliebt im virtuellen Raum des Web 2.0: „Das Negativmitteilungsbedürfnis“.

Vor allem beliebt bei Facebook - kaum veröffentlicht man dort z.B. einen Veranstaltungstermin schon bekommt man Einträge in der Rubrik: „Teilnahme unsicher“ oder „Absagen“ und das, ohne dass man diese Menschen eingeladen hat. Woher kommt dieses Negativmitteilungsbedürfnis der Menschen? Denn sind wir einmal ehrlich: Wen interessiert es schon wer nicht kommt, entscheidender ist doch der Mensch, der kommt. Es wird rechnerisch immer die Mehrheit sein, die nicht kommt, also interessiert doch den Gastgeber oder jeden Menschen, der jener Veranstaltung ernsthaft plant beizuwohnen, eigentlich nur, wer wirklich kommt. Ob Tante Klara keine Zeit hat und Underdeepwater seine „Teilnahme unsicher“ ankündigt, ist eine unnötige Information, die am Ende auch keinen Menschen wirklich interessiert. - Am wenigsten Mich, wenn ich z.B. auf der Facebook-Seite eine Lesung oder ein Konzert ankündige.

Was treibt also Tante Klara und Underdeepwater oder eine der vielen schwarzen Prinzessinnen oder Irgendwas dazu, ihre beabsichtigte nicht Anwesenheit auf einer solchen Veranstaltungsterminseite zu verewigen? Ist es wirklich nur ein Negativmitteilungsbedürfnis oder was bewegt Menschen dazu, sich im Internet generell eher negativ als positiv über etwas zu äußern?

 

Als ich jung war hieß es, wenn man nicht wirklich etwas zu sagen hatte einfach mal: „Das Maul halten“ sprich sich nicht verbal unpassend zu äußern. Zugegeben eine deftige Formulierung, aber treffend in drei Worten und das betont einfach zu verstehen, oder?

 

Bei manchen Menschen sollte man jetzt anmahnen, die Finger ruhig zu halten.

Liebe Mitmenschen, die sich jetzt angesprochen fühlen oder empört ihrem „Negativmitteilungsbedürfnis“ in was für einer Form auch immer Ausdruck verleihen möchten, kümmert Euch doch bei wichtigeren Dingen um eine Meinungsäußerung Eurerseits und informiert mich einfach zukünftig nicht mehr über Gründe, wieso Ihr etwas nicht wahrnehmen könnt.

Es ist mir egal ob Underdeepwater ein Konzert nicht besuchen kann, weil Tante Klare auf einen Osterbesuch von ihm besteht und eben sowenig interessiert es mich, dass Grillen wichtiger ist als ein Konzert zu besuchen und noch weniger interessiert mich, dass 15 km Anreise zu weit sind.

 

Was schert mich die Masse? Mich interessiert die Minderheit, die 200 km oder mehr anreist um einen besonderen Abend zu erleben, mich interessieren Menschen, die tatsächlich kommen und für mich ist es eben besonders spannend, wenn ich manch eines dieser angekündigten Gesichter dann am Abend auch tatsächlich im Publikum oder eben unter den Gästen des Abends entdecken kann. Dann wird aus Namen eine Person und aus Fotos ein Mensch. Das interessiert mich! Ich kann mich wirklich sogar freuen, wenn ich auf dieser „Zusagen-Liste“ Menschen entdecke, die ich vielleicht sogar schon auf der einen oder anderen Veranstaltung leibhaftig gesehen habe. Ich finde es toll, wenn Menschen viele Stunden anreisen um etwas besonderes zu erleben, den Fakt ist: jede Lesung und jedes Konzert ist immer ein einmaliges Ereignis, kein Abend gleicht dem anderen.

 

Tante Klara und Underdeepwater oder Prinzessin Darkirgendwie lebt Euer Leben wie ihr möchtet, aber mich interessiert es eben nicht, was mehrere Milliarden Menschen irgendwo auf der Erde gleichzeitig mit Euch machen, wenn sie keine Zeit haben, eine Veranstaltung von mir zu besuchen. Was OK ist, aber wenn nur 1% dieser Menschen mir mitteilen würden, wieso sie nicht kommen können, dann bricht Facebook zusammen. Und alles nur aus diesem unsäglichen Negativmitteilungsbedürfnis, das sich wie eine Plage im Internet ausbreitet und mich belästigt und auch irgendwie ärgert. Gerade letzter Punkt ist vermutlich auch der Grund, der manchen Menschen Freude bereitet ungefragt eine Veranstaltung abzusagen- oder ist es nur ein betteln um Mitleid?

 

Obwohl, ein Kommentar: „Bin zum Grillen verabredet“ oder „bin im Urlaub“ interessiert doch eigentlich nur das postende Individuum und weder mich noch die zusagenden Gäste.

 

Also liebe Negativmitteilungsbedürfnis-Poster: Lasst es sein. Spart Euch die Energie Eure Fingerchen über Eure Tastaturen tanzen zu lassen, um etwas öffentlich mitzuteilen, was niemanden interessiert. Auf Euren eigenen Seiten dürft ihr schreiben und verkünden was ihr möchtet.

 

Falls Ihr dann spontan trotzdem kommt, da die Grillfeier wegen falschem Wetter von Euch dann doch nicht wahrgenommen wird, ihr dürft gerne trotzdem kommen, nur überrascht mich dann mit eurem Besuch, ich mag es auch, komplett mir unbekannte Gesichter im Publikum zu entdecken.

 

Zu einer Lesung oder einem Konzert darf man auch unangemeldet erscheinen, das einzige, was Ihr tun müsst, ist eine Karte zu kaufen, und wer sagt er hat kein Geld, na ja manchmal muss man im Leben auch Prioritäten setzen. In der Regel schafft man es aber innerhalb der Ankündigungsperiode von oft mehr als drei Monate im Voraus publizierten Terminen, sich das Geld zu ersparen und wenn das nicht gelingt, dann war eben der Geist des Rauchens oder etwas anderes wichtiger und das ist auch in Ordnung. Es muss jeder selbst entscheiden was einem im Leben wichtig ist und was weniger Wertigkeit besitzt. Aber manchen Menschen ist eben auch die Fähigkeit abhanden gekommen, im Leben Schwerpunkte zu setzen, doch Fakt ist, alles kann man nicht kaufen oder miterleben, man muss auswählen können und das ist auch gut so.

 

Und bedenkt einfach, auch ich nehme mir die Zeit viele Kilometer zu reisen um irgendwann, irgendwo ein Konzert oder eine Lesung zu geben. Ich nehme mir diese Zeit gerne und setze mit der Auswahl meine Schwerpunkte im Leben. So ist eine Veranstaltung immer ein Angebot, alles ist möglich, wenn man es wirklich will und wenn jemand wirklich so arm ist, dass er sich kein Ticket leisten kann, dann gibt es auch immer einen Weg dennoch einem solchen Abend beizuwohnen.

 

16.05.2011

Oswald Henke

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