Fan-Impressionen

HENKE Konzerte Januar 2010

22.02.2010 17:21 von Gast

Berlin/Bochum/Glauchau - HENKE 2010

Vor einiger Zeit war es endlich soweit: Die lang ersehnten Einzelkonzerte von Oswalds neuer Band HENKE standen an und so mancher (Musik-)verrückte Fan fuhr zweimal quer durch die Bundesrepublik um an allen drei Abenden dabei sein zu können. 

Den Anfang nahm diese Tour in Berlin, genauer im K17. 
Nachdem man bei eisigen Temperaturen draußen im Schnee gewartet hatte, half Chris Göllnitz` Stimme beim Auftauen und läutete mit seiner Band "The Beautiful Desease" einen wunderschönen Abend ein.
Dann bezogen die Musiker von HENKE ihre Plätze auf der Bühne und langsam erklangen die ersten Töne von "Spuren im Schnee". Was folgte, war für mich ein lang gehegter Traum: Einmal im Leben dieses Lied live miterleben zu dürfen. Und all jene, die da waren, können bestätigen, dass es traumhaft war: Gleich zu Beginn des Konzertes schneite es in der Halle und Oswald hatte sichtlich Spaß beim Tanz durch den künstlichen Schnee.
Ich werde an dieser Stelle nicht jedes einzelne Lied aufzählen, was gespielt wurde, aber meine persönlichen Höhepunkte waren neben diversen Klassikern wie "Stadt der Träume" und "Himmelgrau" eine Bowie-Coverversion. (Wer erinnert sich noch an Christiane F und "Heroes"? Zusammen mit der wunderbaren Stimme von Hanna Løg hat Herr Henke aus diesem Stück eines der schönsten Duette gemacht, die ich kenne.) 
Ausserdem kam das Publikum in Berlin in den besonderen Genuss von drei Welturaufführungen von Liedern, die eigens für diese Formation vertont wurden: "Wer mich liebt", "Ich protestiere" und "Orangenschiffchen". (Bei letzterem wurde das Publikum von Hanna mit ebensolchen verpflegt.)
Es war ein unbeschreiblich schöner Abend, und auch diese Worte hier kann man nur als Versuch sehen, teure Augenblicke aus der Erinnerung in Worte zu fassen.
Und wie die meisten schönen Abende ging auch dieser viel zu schnell zu Ende. Irgendwann war das Konzert vorbei und das Publikum wurde mit Seifenblasen in die kalte Berliner Winternacht hinaus verabschiedet.
Für mich wurde es eine kurze Nacht, denn schon am nächsten Morgen ging es weiter nach Bochum, wo im Zwischenfall das zweite Konzert stattfinden sollte.
Nachdem ich mehr oder weniger gut dort angekommen war, staunte ich über einen der schönsten Clubs, die ich bisher gesehen habe. Das Zwischenfall ist recht klein, ziemlich verwinkelt, wahnsinnig gemütlich und ein Ort der Erinnerungen, denn schon in den frühen neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts gab Oswald dort Konzerte mit Goethes Erben. Und auch im Jahr 2010 sollte es ein atemberaubendes Erlebnis werden. 
Wie am Vortag gab es Kunstschnee und Oswald bewies, dass nicht nur Gott es schneien lassen kann, sondern auch er selbst. Mit göttlichen Klängen ging es weiter und das Publikum war von Liedern wie "Das schwarze Wesen", "Liebling der Götter" und "Zinnsoldaten" begeistert. 
Es war eine tolle Atmosphäre, die bei der ersten Zugabe durch einen seltsamen Fan jäh zu kippen drohte: Nachdem die Band den Zugabe-Rufen gefolgt war und wieder auf die Bühne kam, stand dort auf einmal eine fremde Frau und schien sich ihrer selbst und ihrer Umgebung nicht mehr bewusst zu sein. Nach ein paar Schreckminuten begab sie sich wieder an ihren Platz im Publikum und das Konzert ging glücklicherweise ohne zusätzliche Unterbrechungen weiter.
Leider war dann es auch bald zu Ende und viel zu schnell gab es die Abschiedsseifenblasen. 
Ein wenig wehmütig verabschiedete ich mich an dem Abend vom Zwischenfall um nach einer viel zu kurzen Nacht am nächsten Tag durch das verschneite Deutschland nach Glauchau in Sachsen zu fahren.
Dort fand das bisher letzte Konzert von HENKE statt und übertraf für mich die beiden vorangegangen Abende.  
Zwar hielt die eisige Kälte und mit ihr die spiegelglatten Straßen viele von einem Besuch der Alten Spinnerei ab, so dass die Halle nur mäßig gefüllt war, doch tat das der Stimmung keinen Abbruch: Das Publikum tanzte und sang und die Band auf der Bühne spiegelte diese Begeisterung wider.
Es gab wieder eine Zeitreise in die Vergangenheit von Goethes Erben, Erblast und Artwork. 
Zur großen Freude des Publikums betrat obendrein ein Überraschungsgast plötzlich die Bühne: Tim Hoffmann, seines Zeichens ehemaliges Bandmitglied bei Erblast und nun Kollege bei fetisch:Mensch. Es folgten zwei Akustikstücke: "Zweiglücksamkeit" und "Lichtprinzessin", bei denen Oswald sein Publikum mit Gesang überraschte.  (Ich kann es bezeugen: Oswald Henke kann nicht nur großartige Texte schreiben oder es in Gebäuden schneien lassen - er kann auch singen!) 
Doch das war noch nicht alles: Der Höhepunkt des Konzertes in Glauchau, und für mich der aller drei Abende, war eine unglaublich brachiale Version von "Warum". Archaisch und aggressiv wurde auf der Bühne mit Kunstblut gespuckt, sich geprügelt und das Inventar geschrottet. Zwar war das Keyboard danach für nichts mehr zu gebrauchen, aber: ES WAR EINFACH TOLL!!   
Das ist auch das Fazit für meine letzte Deutschlandreise im Namen der Musik. 
Abschließend bleibt mir zu sagen: Iphigenie bleibt weiterhin vermisst und die Leute, die nicht bei den Konzerten waren, haben wirklich etwas verpasst und können sich ärgern.

 

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Katrin | 01.03.2010

Wunderbar geschrieben ;-) ich glaub auch zu wissen wer's war.
Ich erinnere mich auch sehr gern an die drei Tage. Danke für diesen Einblick von Dir !!!

Kommentar von Ralf Junge | 02.08.2010

Fotos vom Konzert in Berlin: http://www.junge-fotos.de/nmz/henke2/index.htm